Festversammlung am 24. Juni 2023

Der Wortlaut der Rede des Präsidenten

Hochansehnliche Festversammlung!

Am heutigen Sankt Johannis-Tag erweise sich im Brauchtum, ob Liebespaare eine dauernde Verbindung eingehen werden. Darauf nimmt Shakespeares möglicherweise für eine Fürstenhochzeit geschriebene Komödie „A Midsummer Night’s Dream“ mit ihren Paarverbindungen aus der höfisch-mythischen Welt Athens, aus der Handwerkerwelt und außerdem Oberon und Titania aus dem Elfenreich Bezug. Der erste deutsche Übersetzer von Shakespeares Werken – ihr erster Übersetzer überhaupt – ist Christoph Martin Wieland, Gründungsmitglied dieser Akademie, der mit seinem Titel „Ein St. Johannis Nachts-Traum“ den von Shakespeare beabsichtigten Bezug genau trifft. Das Liebesglück ist, wie es in der Exposition seiner Übertragung heißt,

„vergänglich wie der Schall,
Flüchtig wie Schatten, kurz als wie ein Traum,
Vorüberfahrend wie der helle Bliz
In einer schwarzen Nacht“ (I,2).

Die Dichtung wie die Künste führen uns immer wieder, wie übrigens die Wissenschaften und die Technik auch eindrucksvoll vor Augen, wozu Menschen fähig sind. Aber das wohl im deutschen Sprachraum beliebteste Shakespeare-Stück ist bis hin zu „Zettels Traum“ ein ganz besonderes Fest der Einbildungskraft und damit ein herrlicher Beleg dafür, was in Schillers 15. Brief „Über die ästhetische Erziehung“ (1795) – da ist er schon vier Jahre Mitglied dieser Akademie – so heißt: der Mensch sei überhaupt „nur da ganz Mensch, wo er spielt“. Vielfach jäh aufbrechende Bildungsdefizite scheinen gegenwärtig eher darauf zu lenken, der Mensch sei nur da ganz Mensch, wo er sich bildet. Aber Schillers Wort umfasst mehr und setzt zudem das Bildungspostulat voraus. Man fördere folglich das Spiel!

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich heiße Sie hier heute an diesem besonderen Mittsommertag herzlich willkommen. Vorrangig danke ich für den Videogruß des Ministerpräsidenten sowie die Grußadresse der Landeshauptstadt. Herr Dr. Knoblich, seien Sie bedankt! Ja, der Freistaat Thüringen und die Stadt Erfurt sind Sitzland und Sitzort der drittältesten deutschen Akademie, was ich heute aus noch zur Sprache zu bringenden Gründen besonders gern hervorhebe. Ein herzliches Willkommen gilt zuvor aber unseren beiden Festrednern, Herrn Professor Peter M. Huber, Thüringer Innenminister, bevor er an das Bundesverfassungsgericht berufen wurde, sowie Frau Professorin Dagmar Fischer, Präsidentin der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, dazu unserem Ehrensenator Rosenbaum. Und darüber hinaus gilt ein herzlicher Gruß Ihnen, den Mitgliedern und Neumitgliedern, unseren Gästen sowie auch schon einmal dem Preisträger des Reichart-Preises 2022 Dr.-Ing. Weihan Li, den wir heute gemeinsam mit der Stadt Erfurt verleihen dürfen. Zudem gilt mein Dank und Gruß den Musikern, unserem Liedduo von der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar, Luzia Ernst, Mezzosopran, und Mikhail Kambarov, Klavier.

Meine Damen und Herren, die Akademie hat seit unserer vorjährigen Festsitzung den Tod von vier ihrer Mitglieder zu beklagen. Wir wollen unsere Toten ehren!

Am 13. Juli 2022 verstarb der Professor für Kirchengeschichte, Christliche Archäologie und Geschichte der kirchlichen Kunst in Greifswald, Hans Georg Thümmel, Jg. 1932.

Am 7. September 2022 verließ uns die hochgeschätzte Physikerin und Professorin für Festkörperelektronik an der TU Ilmenau, Dagmar Schipanski, Jg. 1943, Alt-Rektorin der TU Ilmenau, Mitglied und Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Thüringer Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie Präsidentin des Thüringer Landtages.

Am 18. Oktober 2022 verstarb der amerikanische Klassische Philologe und Wissenschaftshistoriker William M. Calder III., Jg. 1932.

Und am 22. April 2023 verloren wir den Klassischen Philologen Clemens Zintzen, Jg. 1930, der an seinem heutigen Geburtstag sein 93. Lebensjahr vollendet hätte und der einigen von uns als Präsident der Mainzer Akademie und Vorsitzender der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften in Erinnerung sein dürfte.

Alle drei über neunzigjährigen Kollegen sind seit 1990 Mitglieder der Akademie, also gewissermaßen seit der ersten Stunde, da sie nach der Friedlichen Revolution ihre Arbeit wieder aufgenommen hat. Frau Schipanski wurde 1996 zugewählt.

Unseren verstorbenen Mitgliedern wollen wir ein sie ehrendes Andenken bewahren! Vor zwei Jahren habe ich schon einmal angemerkt, dass sich die Reihe der Wiederbegründungsgeneration lichtet. Umso dringlicher erwächst uns daraus die Sorge um Nachfolge und Verjüngung. Sie haben sich zu Ehren der Verstorbenen von Ihren Plätzen erhoben. Ich danke Ihnen!

Voll des Dankes eröffne ich diesen meinen letzten Jahresbericht, weshalb ich mir auch erlaube, diesmal rückläufig zu berichten. So steht die jüngste Entscheidung am Anfang meines Rückblicks. Die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt hat gewählt. Und ich darf Ihnen mit Genugtuung und großer Freude das mir und dem Senat vom Wahlausschuss übermittelte Ergebnis mitteilen. Die beiden Vizepräsidenten, Kollege Meinolf Vielberg für die Geisteswissenschaftliche Klasse und Kollege Frank Hellwig für die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse, haben Sie, die Mitglieder der Akademie, eingeladen zur Wahl des neuen Präsidenten und der ihm zur Seite stehenden Generalsekretarin. Zur vom Senat beschlossenen gemeinsamen Wahl gestellt haben sich der Chemiker Senator Peter Scharff, Altrektor der TU Ilmenau, als Präsident und die Geologin Senatorin Annette E. Götz als Generalsekretarin. Die Wahl war befristet bis zum 28. April 2023. Und der Wahlleiter Senator Wolfgang Weigand ermittelte folgendes Ergebnis: Bei einer Wahlbeteiligung von rund 50% der Mitglieder entfielen 98% Ja-Stimmen auf den Präsidenten und 97% Ja-Stimmen auf die Generalsekretarin. Die Gewählten Herr Scharff und Frau Götz nahmen die Wahl an. Und der Senat befürwortete in seiner letzten vom scheidenden Präsidenten geleiteten Sitzung am 26. Mai 2023 eine feierliche Amtsübergabe in der heutigen Festsitzung. Damit darf ich im Anschluss an diesen Jahresbericht, verbunden mit meinen herzlichsten Glückwünschen, die Amtskette an den vierzehnten Präsidenten der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt weiterreichen. Verehrter, lieber Herr Scharff, möge der Erfolg all Ihre Wünsche begünstigen! Und zusammen mit meinem Nachfolger wollen wir dann auch die neue Generalsekretarin ernennen. Verehrte, liebe Frau Götz, mögen Sie zusammen mit dem Präsidium und Senat die Akademie erfolgreich in eine neue, digital mehr als bisher unterstützte Ära führen!

Somit ist ein Neustart ins Werk gesetzt, dem hoffentlich bis zum 275jährigen Jubiläum der Akademie im Jahr 2029 und darüber hinaus bis zum 300jährigen im Jahr 2054 nichts im Wege steht. Altehrwürdig und jugendlich frisch wünscht man sich so eine Institution – sich dauerhaft selbst erneuernd und wie im Zeitalter der Aufklärung schon unter ihrem damaligen Spezialprotektor Carl von Dalberg sich selbst immer wieder neu erfindend. Ich zähle jetzt nicht auf, wer von Rang und Namen dazugehört. Denn es gilt: man war nicht, sondern ist und bleibt Mitglied dieser Societät. Als zeichenhaftes Vermächtnis überreiche ich dann auch das alle Mitglieder versammelnde Bio-bibliographische Handbuch der Akademie – Stand 2004 aus dem 250. Jubiläumsjahr –, das der erste Generalsekretar Jürgen Kiefer erarbeitet hat, an seine neugewählte Nachfolgerin Annette E. Götz. Präsident Scharff hat es schon. Unverkennbar bedeutet dieser weitergereichte Staffelstab allerdings auch Verpflichtung, besonders wenn wir immer wieder zu Recht von der drittältesten Akademie ihrer Art in Deutschland sprechen und sie in Kenntnis ihrer Tradition lebendig halten wollen. Die spätere Sächsische Akademie der Wissenschaften in Leipzig ist für Sachsen zuständig. Thüringen, also der Freistaat Thüringen, müsste sich seiner Zuständigkeit noch gewahr werden. Bislang – so, abgesehen von meiner Lernerfahrung, dass Ehrenamtlichkeit ohne die finanzamtlich relevante Gewinnerzielungsabsicht eher ein Schimpfwort ist, die einzige Klage des scheidenden Präsidenten – bislang also ist da nichts gelungen. Aber vielleicht tut sich ja in Aussicht auf einen neuen Standort etwas – insbesondere mit dem angestrebten Sitz in der Defensionskaserne auf dem Petersberg. Thüringen hätte mit einem Schlag in Erfurt die höchstgelegene Akademie. So ein klein wenig Zukunftsmusik als Ouvertüre zum Neustart sei erlaubt!

Ich kehre zum Bericht zurück. Der Senat hat sich, wie schon anklang, im vergangenen Jahr 2022 ergänzt. Für die freigewordenen Sitze der Senatoren Klaus Zimmermann und Kai Brodersen, der davor zudem vier Monate lang interimistischer Generalsekretar war, wurden der Jenaer Chemiker und Klassensekretär Wolfgang Weigand, der jetzt als Wahlleiter fungierte, und die kurz zuvor neuaufgenommene Geologin Annette E. Götz zugewählt, die im Anschluss daran sich auch als Generalsekretarin erfolgreich zur Wahl gestellt hat. Nach dem Amtswechsel bleiben so zwei Senatorenstellen vakant, die baldmöglichst mit je einem jüngeren Mitglied beider Klassen zu besetzen sein werden. Die Vorstandssitzung der unter dem Dach der Akademie angesiedelten Dalberg-Stiftung ergab in Ergänzung der Senatssitzung am 26. Mai 2023 auch, dass die neue Generalsekretarin Annette E. Götz den Vorsitz in der Stiftung übernommen hat und Präsident Scharff als ihr Stellvertreter neben den beiden Vizepräsidenten fungiert. Damit setzt die Akademie nach dem Tod des verehrten ersten Generalsekretars Jürgen Kiefer am 12. Dezember 2018, der zusammen mit meinem Vorgänger im Präsidentenamt Werner Köhler und dem Senat nach der Friedlichen Revolution die Akademie zu neuem Leben erweckt hat, sowie nach zwei interimistischen Generalsekretaren, die aus gesundheitlichen Gründen ihr Amt viel zu früh wieder zurückgaben, außerdem nach der das akademische Leben einschränkenden Corona-Pandemie nach insgesamt dreiunddreißig Jahren kontinuierlichen Wirkens die Arbeit von heute an wieder mit vollständigem Präsidium fort.

Wenn auch eingeschränkt, blieben wir zwischenzeitlich weiter tätig, wie die Freistellungsbescheide des Finanzamts für Akademie wie für Dalberg-Stiftung belegen. Einzig die Festsitzung und die Klassensitzungen 2020 mussten coronabedingt ausfallen. Dank der Unterstützung durch die Vizepräsidenten Vielberg und Hellwig konnten wir neue Formate wie virtuelle Senats- und Klassensitzungen erproben. Und im Mai 2022, wie schon im vergangenen Jahr berichtet, konnten wir endlich nach zweimaliger Verschiebung das Trommsdorff-Jubiläum, das zum 250. Geburtstag im Mai 2020 fällig gewesen wäre, im Erfurter Rathausfestsaal begehen. Der das Symposium dokumentierende Band ist dank der entschiedenen Tatkraft von Kollegin Ingrid Kästner, der Projektleiterin der „Europäischen Wissenschaftsbeziehungen“, von ihr und Kollegen Christoph Friedrich herausgegeben, Ende des vergangenen Jahres 2022 erschienen und – aufgrund großzügiger Unterstützung vor allem der Firma Trommsdorff – in Ihren Händen. Mit diesem 21. Band der von ihr begründeten Reihe der „Europäischen Wissenschaftsbeziehungen“ hat Frau Ingrid Kästner ihr unvergleichliches Engagement gekrönt, von dem die Akademie in den letzten fünfzehn Jahren massgeblich profitieren konnte. Wir durften der Jubilarin aus Anlass der Vollendung ihres achtzigsten Lebensjahres bereits in der vorjährigen Frühjahrsklassensitzung danken. Und jetzt darf ich zusammen mit dem Herausgeber Michael Schippan jenen Dank wiederholen und, verbunden mit den herzlichsten Glückwünschen, auch die gerade fertiggestellte Festschrift überreichen.

So eine schöne Unterbrechung des Jahresberichts ist mir mehr als willkommen. Sehr verehrte, liebe Frau Kästner, nehmen Sie an diesem besonderen Ort, in diesem besonderen Augenblick mit dem Band 22 der „Europäischen Wissenschaftsbeziehungen“ unsere Ehrerbietung und unseren Dank mit allen guten Wünschen entgegen. Diesen Band „Ingrid Kästner zum 80. Geburtstag“ verdanken wir dem Herausgeber Michael Schippan, der mit dem Titel und dem 40seitigen Schriftenverzeichnis der Jubilarin ihre breiten Interessen zum Ausdruck bringt: „Leib-Seele-Problematik“, Medizin, Physiologie, Pharmazie und schöne Literatur in der Neuzeit, Düren 2023. Herzlichen Glückwunsch!

Zurück zum Bericht: Am 14. September 2022 fand unter dem Serientitel „Geist trifft Genuss“ der Erste Erfurter Schokoladentag gemeinsam mit der Stadt, vertreten durch Bürgermeisterin Anke Hofmann-Domke, im Foyer des Angermuseums statt. Der Grundgedanke, ein lustbetontes Thema aus verschiedenen Disziplinen zu betrachten, fand so große Zustimmung, dass sich eine Fortsetzung z. B. zum Thema Wein empfahl. Neben der Initiatorin, Kollegin Petra Gentz-Werner, waren die Akademiemitglieder Vizepräsident Frank Hellwig, vertreten durch Jörn Hentschel, sowie Reinhard-J. Boerner, Angelika Geyer und der Präsident beteiligt. Die bebilderte Darbietung rund um das Thema Kakao und Schokolade wurde in Gegenwart der Firma Goldhelm von etwa einhundert, allerdings weniger jungen Besuchern, an die zuallererst gedacht worden war, lebhaft aufgenommen. Das Angermuseum war in Person von Herrn Thomas von Taschitzky ein aufmerksam einladender Gastgeber. Der Gedanke, auch die Jugend zu erreichen, ist wohl fortzusetzen. Am 30. November 2022 durfte ich mit der Leitung der Bauhaus-Universität Weimar den Dalberg-Preis 2022 für transdisziplinäre Nachwuchsforschung an Dr. Dominik Berrens, Universität Innsbruck, überreichen. Der Leiter der Preisfindungskommission, Vizepräsident Vielberg, hielt die Laudatio.

Nach der zuletzt hybriden Frühjahrsklassensitzung fand am 21. Oktober 2022 wieder eine gewohnte Klassensitzung in Präsenz statt. Vortragende waren für die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse Kollege Wolfgang Weigand, Jena: „Wasserstoffentwicklung nach dem Vorbild der Natur“ sowie für die Geisteswissenschaftliche Klasse die Kollegen Peter Riemer, Saarbrücken: „Riskante Verse – riskierte Verse? Heikle Stellen im Werk des Horaz“ und Jürgen Wolf, Marburg: „Einblicke in das Akademieprojekt ‚handschriftencensus.de‘“. Die Frühjahrsklassensitzung am 17. März 2023 war verbunden mit einem feierlichen Glückwunsch an Altvizepräsident und Ehrensenator Hans-Peter Klöcking, der am 17. Februar d. J. sein neunzigstes Lebensjahr vollendet hat, aber leider nicht persönlich anwesend sein konnte. Aus der Geisteswissenschaftlichen Klasse sprach Kollege Dieter Burdorf, Leipzig: „Weltpoesie – gestern und heute“, und aus der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Klasse sprachen Kollegin Elisabeth M. Liebler-Tenorio, Jena: „Über den Tellerrand geschaut: Wie Nutztiere uns helfen, Infektionskrankheiten zu verstehen“ sowie Kollege Mario Thevis, Köln: „Dopinganalytik und das Athletenexposom“.

Von den beiden Publikationen in der Reihe der „Europäischen Wissenschaftsbeziehungen“, Band 21: Trommsdorff, und Band 22: Festschrift Kästner war schon die Rede. Eine besondere, bereits im vergangenen Jahr angekündigte Publikation verdanken wir unserem rührigen Berliner Kollegen Andreas D. Ebert, dessen „Geschichte der Universitäts-Frauenklinik Königsberg in Ostpreußen 1793-1945“ als Supplement 4 der „Europäischen Wissenschaftsbeziehungen“ im Herbst 2022, gefördert von der Stiftung Königsberg, erschienen ist, eine bewundernswerte, quellengesättigte Arbeit. Als Band 23 der „Europäischen Wissenschaftsbeziehungen“ übrigens zeichnet sich ein Vorhaben ab, das Frau Kästner und Herr Ebert kürzlich dem Senat vorgeschlagen haben und das dieser begrüsst hat. Aus Anlass des 300. Geburtstages von Immanuel Kant soll es dem Arbeitstitel zufolge um Kant und die Medizin und seine Rezeption in Mitteldeutschland gehen – und das nach dem Vorschlag von Vizepräsident Vielberg und der Geisteswissenschaftlichen Klasse als Ehrencolloquium in Erinnerung an den Medizinhistoriker und Generalsekretar Jürgen Kiefer. Das mittlerweile dritte Erfurter Akademiegespräch zum Thema „Kernenergie“ wurde unter Beteiligung der Senatoren Wolfram Eberbach und Peter Scharff, moderiert von unserem neuen Mitglied Claus-Erich Boetzkes, am 23. Februar 2023 im Medienstudio der TU Ilmenau aufgezeichnet. Zuletzt gingen die von Vizepräsident Vielberg bearbeiteten Sitzungsberichte 12 für die Jahre 2021/22 der Geisteswissenschaftlichen Klasse in den Druck. Und für die statutengemäßen Jahrbücher der Akademie steht Ihnen noch der scheidende Präsident im Wort, der sie in zwei vom Senat gebilligten Dreijahresbänden 2016, 2017, 2018 und 2019, 2020, 2021 in den nächsten Monaten auf den Weg bringen muss.

Abschließend möchte ich Ihnen von einem herausragend beglückenden Erlebnis berichten, das wohl alle Beteiligten mit der außerordentlichen Senatssitzung am 18. und 19. November 2022 in Dalbergs ehemaliger Propstei Wechterswinkel in der Rhön in lebendiger Erinnerung behalten dürften. Nach der ersten Sitzung im Januar 2022 war es die zweite an diesem inspirierenden Ort, wo die jetzt neue Generalsekretarin Annette E. Götz auch in den Senat zugewählt worden ist. Es ging in einer ungemein freundschaftlichen Atmosphäre mit Gedanken zum Neuaufbau, Neustrukturierung sowie Aufbruch und Verjüngung insgesamt um die Zukunft der Akademie. Dabei wurden zudem die Weichen für die Wahl gestellt, von der anfangs schon die Rede war. Was sich da aber in fächerübergreifenden Gesprächen abspielte, in denen die Kolleginnen und Kollegen aus ihren fachlichen und institutionellen Erfahrungen den Gedankenaustausch befeuerten, ist nur schwer in einem sachlich bleibenden Bericht unterzubringen. Auf jeden Fall machte es Lust auf mehr. Und vor allem wurde daraus bis tief in die Nacht sichtbar und hörbar, wie gut uns so ein Austausch tut und wie notwendig und gemeinnützig er ist. Die allergrößte Einigkeit bestand in dem Anliegen, die drittälteste deutsche Wissenschaftsakademie attraktiv und öffentlich sichtbar zu erhalten sowie ihre Außenwirkung zu steigern. Die akademische Freiheit erlaubt uns das uneingeschränkt auch spielerisch. Als persönlichen Dank für alle geleistete Mitarbeit möchte ich Präsidium und Senat zu einer nochmals außerordentlichen Senatssitzung in die Propstei Wechterswinkel im Herbst einladen.

Für mich bedeutet das im Rückblick, dass ich mich mit einiger Genugtuung und mit allerherzlichstem Dank gegenüber dem Präsidium, dem Senat und Ihnen allen einschließlich der nichtanwesenden Mitglieder – wie vor einem Jahr angekündigt – zurückziehen kann. Militärisch sei, wie ich gehört habe, ein geordneter Rückzug eine Leistung. Sehr verehrter Herr Präsident, lieber Herr Scharff, ich wünsche Ihnen mit dieser jetzt weiterzureichenden Amtskette zusammen mit Ihren Mitstreitern im Präsidium und im Senat alles erforderliche Glück und viel Erfolg, auf dass die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt auch fortan leidlich glückvoll und gedeihlich lebe.

Erfurt, den 24. Juni 2023

Klaus Manger

<< zurück
Klaus Manger während seiner letzten Festrede als Präsident der Akademie Erfurt
>>Info-Datei (PDF / 156,12 KB)


Impressionen
^